Die Sklerotherapie ist eine weit verbreitete Behandlung von Varizen und Telangiektasien, kleinen, erweiterten Gefäßen, die ästhetisch störend sein können. Obwohl die Methode in der Regel sicher ist, kann sie in seltenen Fällen bei Patienten mit genetischer Veranlagung zu Thrombosen führen, wie bei den hier vorgestellten Fällen, in denen eine Mutation des Prothrombin-Gens (Faktor II) festgestellt wurde. In beiden Fällen führte die Sklerotherapie zu einer tiefen Venenthrombose (TVT), die eine versteckte Thrombophilie aufdeckte.
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Was ist Thrombophilie?
Thrombophilie bezeichnet eine Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln. Diese kann entweder angeboren oder erworben sein. Zu den wichtigsten angeborenen Ursachen gehören:
- Faktor-V-Leiden-Mutation: Diese genetische Veränderung führt zu einer Resistenz gegen aktiviertes Protein C, das die Blutgerinnung hemmen sollte.
- Prothrombin-Mutation (G20210A): Eine Mutation, die den Prothrombinspiegel erhöht, was die Gerinnung fördert.
- Mangel an natürlichen Antikoagulantien: Ein Defizit an Proteinen wie Antithrombin, Protein C oder Protein S, die die Gerinnung kontrollieren.
Erworbene Thrombophilien können durch Faktoren wie Schwangerschaft, Hormontherapie, Krebs oder immobilisierende Operationen entstehen.
Lauromacrogol (Polidocanol) in der Sklerotherapie
Bei der Sklerotherapie wird in der Regel Lauromacrogol (Polidocanol) als Wirkstoff verwendet. Polidocanol wirkt durch die Verödung der Venenwände, indem es die Gefäßinnenwände reizt und eine lokale Thrombose verursacht, die das Gefäß verschließt. Dies führt zu einer Umverteilung des Blutes in gesündere Venen.
Polidocanol wird oft in niedrigen Konzentrationen (0,5 % bis 1 %) für kleine Gefäße wie Telangiektasien verwendet, während höhere Konzentrationen für größere Varizen eingesetzt werden. Die Verabreichung erfolgt in kleinen Mengen mit sehr feinen Nadeln, um die Präzision der Behandlung zu gewährleisten.
Risiken und Komplikationen bei der Sklerotherapie
Obwohl die Sklerotherapie als sicher gilt, besteht bei Patienten mit unerkannten oder bekannten Gerinnungsstörungen ein erhöhtes Risiko für tiefe Venenthrombosen (TVT). Zu den möglichen Komplikationen zählen:
- Lokale Reaktionen wie Rötungen, Hämatome oder Hyperpigmentierung an den Injektionsstellen.
- Seltenere, aber schwerwiegende Komplikationen sind Hautnekrosen oder Blutgerinnsel, die zu einer tiefen Venenthrombose führen können.
- Embolien können in seltenen Fällen auftreten, besonders bei Patienten mit genetischer Veranlagung für Thrombosen.
Die Verbindung zwischen Sklerotherapie und Thrombophilie
Zwei Fallstudien, die in diesem Artikel vorgestellt werden, zeigen, wie die Sklerotherapie eine versteckte Thrombophilie aufdecken kann. Beide Patientinnen, die zur kosmetischen Behandlung von Telangiektasien Polidocanol erhielten, entwickelten nach der Therapie eine TVT. In beiden Fällen wurde eine Mutation des Prothrombin-Gens (Faktor II) festgestellt, die vorher nicht diagnostiziert war.
Fall 1: Eine 30-jährige Patientin erlitt nach ihrer fünften Sklerotherapie-Sitzung eine schmerzhafte Schwellung im rechten Bein, die als TVT diagnostiziert wurde. Die nachfolgende thrombophilische Untersuchung zeigte eine homozygote Mutation des Prothrombin-Gens. Trotz anfänglicher Normalität ihrer Familienanamnese entwickelte sie zwölf Jahre später eine Lungenembolie, was die Bedeutung der langfristigen Überwachung bei solchen Patienten unterstreicht.
Fall 2: Eine 42-jährige Patientin entwickelte eine tiefe Venenthrombose nach einem Flug, der kurz nach ihrer achten Sklerotherapie durchgeführt wurde. Die Analyse ergab ebenfalls eine Prothrombin-Mutation. Trotz der Verwendung von Kompressionsstrümpfen und normaler Anamnese zeigte sich, dass die Patientin eine genetische Prädisposition hatte.
Praktische Empfehlungen für die Behandlung von thrombophilen Patienten
Patienten, bei denen eine Thrombophilie bekannt ist oder vermutet wird, sollten besonders überwacht werden. Hier sind einige wesentliche Empfehlungen:
- Gründliche Anamnese: Eine detaillierte persönliche und familiäre Krankengeschichte sollte vor jeder Sklerotherapie erhoben werden, um Risikofaktoren für Thrombophilie zu erkennen.
- Blutuntersuchungen: Bei Verdacht auf Thrombophilie sollten spezifische Tests durchgeführt werden, um genetische Mutationen wie Faktor V Leiden oder Prothrombin G20210A nachzuweisen.
- Prophylaxe: In Fällen mit hohem Risiko kann eine präventive Behandlung mit niedermolekularen Heparinen (NMH) sinnvoll sein, um das Risiko einer TVT zu verringern.
- Nachsorge: Es ist wichtig, dass Patienten nach der Behandlung auf Anzeichen von Komplikationen überwacht werden, wie Schwellungen oder Schmerzen in den Beinen, die auf eine mögliche Thrombose hinweisen.
Schlussfolgerung
Die Sklerotherapie bleibt eine bewährte Methode zur Behandlung von Varizen und Telangiektasien, sollte jedoch bei Patienten mit Thrombophilie mit besonderer Vorsicht angewendet werden. Die hier dargestellten Fälle unterstreichen die Notwendigkeit einer gründlichen Anamnese, um das Risiko von tiefen Venenthrombosen zu minimieren. Patienten mit genetischen Gerinnungsstörungen können von einer angepassten Therapie und intensiven Nachsorge profitieren, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.