Die atopische Dermatitis (AD), auch als atopisches Ekzem bekannt, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die weltweit viele Menschen betrifft. Ihre charakteristischen Merkmale, wie starker Juckreiz und Hautausschläge, beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Doch AD wirkt sich nicht nur auf die Haut aus – zunehmend wird AD als systemische Erkrankung erkannt, die mit verschiedenen Komorbiditäten einhergeht, darunter Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und neuropsychiatrische Störungen.
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Häufigkeit und Schweregrad der Atopischen Dermatitis
AD ist die häufigste entzündliche Hauterkrankung, mit einer globalen Prävalenz von 10-20 % bei Kindern und 2-8 % bei Erwachsenen. Die Krankheit tritt in der Regel in den ersten Lebensjahren auf und kann bei etwa 50 % der betroffenen Kinder bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. In vielen Fällen verläuft AD in Schüben, wobei der Schweregrad von leicht bis schwer variieren kann. Schwere Formen betreffen etwa 20-30 % der AD-Patienten.
Pathophysiologie und Entzündungsmechanismen
Die Ursache der AD ist komplex und umfasst eine Kombination aus genetischer Veranlagung und einer gestörten Hautbarriere, die zu einer Überempfindlichkeit gegenüber Umweltfaktoren führt. Obwohl Th2-vermittelte Immunmechanismen dominieren, sind auch andere Immunwege wie Th1, Th22 und Th17 beteiligt. Das Immunsystem der Haut reagiert bei AD-Patienten übermäßig auf alltägliche Reize, was die chronische Entzündung verstärkt.
Diagnose der Atopischen Dermatitis
Der klinische Befund ist entscheidend für die Diagnose von AD. Der Arzt achtet auf die typischen Hautveränderungen, die je nach Alter des Patienten variieren können. So sind bei Kleinkindern oft das Gesicht und der Rumpf betroffen, während bei älteren Kindern und Erwachsenen die Beugen und Hände befallen sind. Neben dem charakteristischen Juckreiz und der trockenen Haut spielen auch persönliche oder familiäre Vorgeschichten von Allergien eine wichtige Rolle.
Komorbiditäten bei Atopischer Dermatitis
1. Allergische Komorbiditäten
Asthma, allergische Rhinitis und Nahrungsmittelallergien sind bei AD-Patienten besonders häufig. Etwa 40 % der AD-Patienten leiden an allergischer Rhinitis, 25 % an Asthma und 24 % der Erwachsenen an Nahrungsmittelallergien. Diese Erkrankungen stehen oft in Verbindung mit der sogenannten „atopischen Marsch“, einer Abfolge von atopischen Krankheiten, die im Kindesalter beginnt.
2. Kardiovaskuläre und metabolische Störungen
AD ist auch mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas und das metabolische Syndrom verbunden. Patienten mit schwerer AD leiden häufiger unter Bluthochdruck, einem hohen Body-Mass-Index (BMI) und erhöhtem Cholesterinspiegel. Diese metabolischen Störungen stehen häufig in Zusammenhang mit der chronischen Entzündung und der verringerten körperlichen Aktivität aufgrund des Juckreizes und der Hautschmerzen.
3. Neuropsychiatrische Komorbiditäten
AD beeinflusst auch die psychische Gesundheit erheblich. Patienten mit AD haben ein höheres Risiko für Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen. Studien zeigen, dass der psychische Stress und der anhaltende Juckreiz die Lebensqualität stark beeinträchtigen und zu suizidalen Gedanken führen können. Es wird vermutet, dass die Entzündungsprozesse bei AD auch neuropsychiatrische Symptome auslösen.
4. Autoimmunerkrankungen
AD-Patienten haben ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen wie Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall) und Vitiligo. Diese Krankheiten werden durch eine übermäßige Immunreaktion verursacht, die zur Zerstörung von Zellen in verschiedenen Geweben führen kann. Insbesondere der Zusammenhang zwischen AD und Alopecia areata wird auf gemeinsame genetische und immunologische Mechanismen zurückgeführt.
5. Infektiöse Komorbiditäten
Da AD die Immunabwehr der Haut schwächt, sind Patienten anfälliger für Hautinfektionen wie Herpes simplex, Molluscum contagiosum und Staphylococcus aureus. Eine Besiedlung mit Staphylococcus kann die Entzündung verschlimmern und zu Komplikationen wie Erysipel führen.
Behandlungsansätze und Zukunftsaussichten
Die Behandlung von AD konzentriert sich primär auf die Symptomkontrolle durch topische Therapien wie Kortikosteroide und Feuchtigkeitscremes. Bei schwereren Verläufen kommen systemische Immunmodulatoren oder Biologika zum Einsatz, die die Entzündungsprozesse gezielt hemmen. Insbesondere Dupilumab, ein Antikörper gegen die Interleukine IL-4 und IL-13, zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung schwerer AD und ihrer allergischen Komorbiditäten wie Asthma.
Die Zukunft der AD-Behandlung liegt in einer personalisierten Medizin, die sich auf die Identifizierung spezifischer Biomarker konzentriert, um individuell angepasste Therapien zu entwickeln. Es wird zunehmend klar, dass eine frühzeitige Intervention nicht nur die Hautsymptome verbessert, sondern auch das Risiko für die Entwicklung von Komorbiditäten verringert.
Fazit
Die atopische Dermatitis ist weit mehr als eine Hauterkrankung – sie betrifft den gesamten Körper und führt zu einer Vielzahl von Komorbiditäten. Eine umfassende, multidisziplinäre Behandlungsstrategie ist entscheidend, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und gleichzeitig das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen zu minimieren. Der Fokus sollte nicht nur auf der Symptomkontrolle liegen, sondern auch auf der Prävention und dem Management der begleitenden Erkrankungen.